Blogartikel | Die Plansprache Esperanto

1. März 2025

Einführung in das Thema

Im Rahmen des Deutschunterrichts haben wir uns mit der Entwicklung der deutschen Sprache auseinandergesetzt. Hierfür standen uns sechs Lektionen zum Selbststudium zur Verfügung, in welchen wir den Lernstoff eigenständig erarbeiten mussten. Unser Wissen wurde anschliessend in einer Prüfung überprüft. Das Ziel war nicht nur, uns über die Ursprünge der deutschen Sprache zu informieren, sondern auch unsere Fähigkeit zu stärken, eigenständig wissenschaftliche Texte zu verarbeiten und verstehen. Dies diente auch dazu, uns auf das Studium an einer Fachhochschule vorzubereiten.

Um unser Wissen über die Sprachgeschichte weiter zu vertiefen, widmeten wir uns in einem zweiten Teil einem selbstgewählten Thema. Bei der Themenwahl waren keine Grenzen gesetzt, und man konnte das gewählte Thema nach Belieben weiterentwickeln. Einige Beispiele, die im Unterricht genannt wurden, sind: die Entwicklung vom Indoeuropäischen zum Deutsch-Englischen, das Vergleichen von Schweizer Dialekten oder eine Untersuchung des organischen Prozesses der Sprachentstehung. Mein gewähltes Thema befasst sich mit den Unterschieden zwischen der deutschen Sprache und der Plansprache Esperanto. Im Gegensatz zu allen heute verwendeten Sprachen wurde Esperanto künstlich kreiert und geplant, um eine möglichst verständliche und einfach zu lernende Sprache zu erhalten. Die Idee war, das Esperanto weltweit gesprochen würde und somit mehr Verständnis und Zusammenhalt zwischen verschiedenen Völkern erreicht werden könnte.

Schon 1887 wurden die Grundlagen Esperantos von Ludwik Lejzer Zamenhof – einem jüdischen Augenarzt aus Polen – veröffentlicht. Diese einfachen Grundregeln wurden später weiterentwickelt und perfektioniert. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Esperanto seinen Höhepunkt, dies hielt aber nicht lange an. Esperanto konnte sich nicht durchsetzen, und bereits 1980 mit der zunehmenden Dominanz des Englischen, schwand das Interesse, Esperanto die Weltsprache zu machen. Esperanto wurde auch nie seriös von Staaten gefördert – somit etablierte sich dann Englisch als internationale Sprache und Esperanto endete als nicht viel mehr als eine exzentrische Kuriosität.

Esperanto im Detail

1887 veröffentlichte Zamenhof in Warschau eine Broschüre mit den Grundlagen der Sprache und publizierte das Unua Libro («Erstes Buch») in welchem er seine drei Ziele für Esperanto formulierte:

  1. «Die Sprache muss sehr leicht sein, so dass sie jeder sozusagen spielend erlernen kann.»

  2. «Jeder, der diese Sprache erlernt hat, muss sie sofort zum Verkehr mit anderen Nationalitäten benutzen können, ganz abgesehen davon, in wie fern diese Sprache von der Welt anerkannt wird, ob sie viele, wenige oder gar keine Anhänger hat, d. h. dass die Sprache gleich von Vorne herein, in Folge ihres besonderen Baues, als Mittel zum internationalen Verkehr dienen kann.»

  3. «Ein Mittel zu finden, die Gleichgültigkeit der Welt zu überwinden, und dieselbe zu ermuntern, sofort und ‘en masse’ von dieser Sprache, als von einer lebenden Sprache, Gebrauch zu machen, nicht aber nur mit einem Schlüssel dazu in der Hand, oder nur im äussersten Nothfalle.»

Das erste Ziel wurde wie folgt erreicht:

Die Schreibweise ist phonematisch, jeder Buchstabe hat genau eine Aussprache, die Betonung liegt immer auf der vorletzten Silbe. Esperanto verwendet ein modifiziertes lateinisches Alphabet mit 28 Buchstaben. Es lautet: A, B, C, Ĉ, D, E, F, G, Ĝ, H, Ĥ, I, J, Ĵ, K, L, M, N, O, P, R, S, Ŝ, T, U, Ŭ, V, Z. Die Buchstaben mit zur Abänderung dienenden Zeichen sind einzigartig für Esperanto und haben spezifische Aussprachen:

  • Ĉ: wie «tsch» in «Deutsch»

  • Ĝ: wie «dsch» in «Dschungel»

  • Ĥ: ein kehliges «ch»

  • Ĵ: wie das französisch «j» in «journal»

  • Ŝ: wie «sch» in «Schule»

  • Ŭ: wie das englische «w» in «cow»

Alle Substantive enden auf -o. Wie zum Beispiel «domo», was «Haus» bedeutet. Der Plural wird dann durch das Anhängen eines -j gebildet: «domoj» (Häuser). Fälle gibt es nur zwei, der Nominativ und der Akkusativ. Nominativ ist die Grundform, während Akkusativ die Objektform ist und durch das anhängen eines -n gebildet wird. Zum Beispiel: «Mi vidas la domon» (Ich sehe das Haus).

Adjektive enden auf -a. Zum Beispiel: «bela» (schön). Adjektive stimmen in Fall und Zahl mit ihrem zugehörigen Substantiv zusammen: "belaj domoj" (schöne Häuser), «Mi vidas belajn domojn» (Ich sehe schöne Häuser).

Verben werden nach Person oder Zahl konjugiert. Die Endungen sind fest für die Zeiten:

  • Präsens: -as (z.B. «mi lernas» – ich lerne)

  • Vergangenheit: -is (z.B. «mi lernis» – ich lernte)

  • Zukunft: -os (z.B. «mi lernos» – ich werde lernen)

  • Konditional: -us (z.B. «mi lernus» – ich würde lernen)

  • Imperativ: -u (z.B. «lernu!» – lerne!)

Adverbien enden auf -e. Zum Beispiel: «rapide» (schnell). Es gibt nur einen Artikel und kein Geschlecht, «la», ähnlich wie im englischen «the». Präpositionen sind unveränderlich und werden direkt vor dem Substantiv verwendet. Zum Beispiel «en la domo» (im Haus). Esperanto verwendet viele Affixe, um den benötigten Wortschatz möglichst klein zu halten. Zum Beispiel ändert das Präfix «mal-» die Bedeutung eines Begriffes in sein Gegenteil. Ausserdem werden Wörter durch das Zusammenfügen von Wurzeln gebildet. Zum Beispiel: «lernejo» (Schule) aus «lern-» (lernen) und «-ejo» (Ort).

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